Aktuell2020-10-29T11:55:59+02:00

Aktuelles

Live Region Frühjahr 2022

Neue Therapie bei Nierenschwäche und Diabetes

Der sogenannte „Altersdiabetes“ (Diabetesmellitus Typ 2) ist ein häufiges Problem der heutigen Zeit, mitverursacht durch unseren Lebensstil mit der Tendenz zu höheren BMI-Werten bzw. zum Übergewicht. Diese Erkrankung wiederum schädigt die Nieren, genauso wie ein nicht oder unzureichend behandelter erhöhter Blutdruck. Aufgrund der Alterung unserer Gesellschaft nehmen diese Themen einen immer größeren Stellenwert in der internistischen Praxis ein. Eine relativ neue Klasse von Medikamenten gilt nun als Hoffnungsträger: Die sogenannten SGLT2-Hemmer können nämlich mehrere der angesprochenen Probleme gleichzeitig behandeln. SGLT2 steht für ein Transportprotein in der Niere, welches normalerweise dafür sorgt, dass Zucker nicht mit dem Urin ausgeschieden, sondern dem Körper erhalten bleibt.

Die SGLT2-Hemmer unterbinden dies, so dass Zucker in den Urin übertritt und der Blutzuckerspiegel gesenkt wird. Als „Nebeneffekte“ kommt es zusätzlich zu einer Blutdrucksenkung und in der Regel auch zu einer Gewichtsabnahme, so dass hier im Idealfall „mehrere Fliegen mit einer Klappe“ geschlagen werden können. Weitere Vorteile gegenüber den „herkömmlichen“ Diabetestabletten und Insulin ist die gute Verträglichkeit sowie die geringere Wahrscheinlichkeit starker Blutzuckerschwankungen. In großen wissenschaftlichen Studien wurden zudem protektive (schützende) Effekte für Herz und Nieren nachgewiesen, so dass die europäischen und amerikanischen Fachgesellschaften mittlerweile den sehr frühen Einsatz dieser Medikamente bei Zuckerkrankheit und gleichzeitig vorliegender Herz- und/oder Nierenschwäche befürworten.

Wie alles begann:

50 Jahre Dialyse in Einbeck

Man kann es sich heute gar nicht mehr vorstellen: erst Ende der 1960er Jahre waren Dialyseverfahren und Gefäßzugänge so weit ausgereift, dass nierenkranke Patienten nicht mehr an ihrer Erkrankung sterben mussten, sondern dauerhaft behandelt werden konnten. Die Behandlungen erfolgten ausschließlich an den großen Kliniken oder an Universitätskliniken.

Die Dialysezeiten betrugen damals durchschnittlich 12 Stunden pro Behandlung, die Dialyseplätze in den Kliniken waren stets belegt. Daher konnte ein neuer Patient erst in das Programm aufgenommen werden, wenn ein Platz für ihn frei geworden war. Es gab Wartelisten, die Reihenfolge der zu behandelnden Patienten erfolgte nach verschiedenen Kriterien: nicht älter als 45 Jahre, keine Zweiterkrankung wie z. B. Diabetes sowie stabile psychische und soziale Situation. In den USA sorgten Komitees aus Ärzten, Priestern, Rechtsanwälten und auch Hausfrauen für eine möglichst gerechte Entscheidung, wer einen Dialyseplatz bekommen durfte.

Schnell entstand an den großen Kliniken ein Platzmangel für Dauerdialysepatienten. Daher begann man, Angehörige von Patienten für die Durchführung von Dialyseverfahren zu trainieren – die Dialyse konnte erstmals zu Hause stattfinden. In England hatte man damals bereits gute Erfahrungen mit der „Heimdialyse“ gesammelt. Um rasch Abhilfe zu schaffen, wurden auch einige deutsche Patienten mit Unterstützung der Krankenkassen in England geschult – unter anderem von namhaften Nephrologen wie Stanley Shaldon. Doch nicht alle Angehörigen waren geeignet und oft fehlte es auch an angemessenen Räumlichkeiten.

So entstand die Idee einer ambulanten Dialyse unter ärztlicher Betreuung. Umgesetzt wurde dies in Einbeck erstmals unter Dr. med. Herbert Hartwig, der Ende 1968 eine der wahrscheinlich ersten ambulanten Dialysen Deutschlands plante. Die Universität Göttingen wurde konsultiert. Gesprächspartner war damals Prof. Scheeler, der die Idee für sinnvoll und gut erachtete.

Somit wurde die Dialysestation in der Altendorfer Straße 54A errichtet. Die ärztliche Schulung erfolgte parallel an der Universität mit regelmäßigen nephrologischen Visiten und praktischen Behandlungsschulungen nach jedem Feierabend der damals rein internistischen Praxis. Die für die Dialyse neu eingestellten Mitarbeiter wurden ebenfalls an der Universität geschult. Auch in die Medizintechnik musste investiert werden. Dr. Herbert Hartwig bestellte Geräte des ersten deutschen Dialyseherstellers, die Technikerneu ausgebildet und wiederverwertbare Flachdialysatoren aus England gekauft, da es diese in Deutschland noch nicht gab. Die Dialysatoren (sogenannte Kiils) wurden mit keimfreiem Cellophan bezogen und mit festgelegtem Druck zusammengebaut. Der Aufbau eines funktionsfähigen
Dialysators betrug damals etwa 1 Stunde. Bei der Wasseraufbereitung entschied man sich für die Vollentsalzung. Hierfür mussten Riesentanks mit Salzsäure und Natronlauge vorgesehen und ohne Gefährdung für Mensch und Bauwerk installiert werden.

Neue Probleme ergaben sich mit der behördlichen Genehmigung. Aufgrund der zwölfstündigen Dialysedauer wurde die Behandlung nicht als ambulant eingestuft – die Einbecker Dialyse musste auf dem Verwaltungsweg zu einer „Privatkrankenanstalt“ erhoben werden. Zudem existierten noch keine Abrechnungsziffern für die Dialyse, diese wurden mit der Kassenärztlichen Vereinigung in Hannover ausgehandelt. Hier erwies sich die AOK vor Ort als sehr hilfreich.

Am 1. November 1970 war es dann so weit. Schwestern, Techniker und Dialyseärzte erwarteten voller Zuversicht ihren ersten Patienten. Doch dieser kam nicht. Stattdessen erfolgte ein Anruf: Dr. Herbert Hartwig wurde zu einer „Rücksprache“ in die Universitätsmedizin Göttingen (UMG) bestellt, durch die eine alleinige Verantwortlichkeit dieser neuen Dialysestation an den Einbecker Arzt zugewiesen wurde. Der erste Patient erschien dann wirklich am darauf folgenden Tag zur Behandlung.

Der Start war geglückt und plötzlich war die Dialysestation in Einbeck ein wichtiger Punkt auf der „nephrologischen Landkarte“. Die Patienten reisten von weit her an, unter anderem aus Hannover, Göttingen, Braunschweig, Celle oder Münster.

Probleme entstanden damals bei der Dialyse infektiöser Patienten, die nicht zur Behandlung in Krankenhäusern mit Dialyseeinheit aufgenommen wurden. So wurde eine Infektionseinheit angebaut, in der auch an Gelbsucht oder Typhus erkrankte Patienten behandelt wurden. 1972 erfolgte dann der Umzug der jetzt angegliederten internistischen Praxis, auch um eine ständige ärztliche Präsenz sicher zu stellen.

Die Patientenzahlen nahmen schnell zu, so dass die Behandlungskapazitäten immer weiter ausgebaut worden. Im Jahr 2000 wurde dann die Zweigpraxis am Northeimer Scharnhorstplatz eröffnet. Heute ist die Arztpraxis Dr. Hartwig & Dr. Stock eine moderne Dialysestation für die Region Südniedersachsen mit sämtlichen Verfahren für Blut- und Bauchfelldialyse sowie Behandlung transplantierter Patienten. Seit 50 Jahren ist das Praxisteam aktuell um die Ärzte Dr. Michael Hartwig, Dr. Johanna Stock und Dr. Enrico Böhning jede Woche von Montag bis Samstag – einschließlich Feiertage wie Ostern und Weihnachten, mit seiner besonderen Expertise für Patienten da.

Langjährige Mitarbeiter, die die Entwicklung der Einbecker Dialysestation über fast über die gesamte Zeit begleitet, ermöglicht und mitgetragen haben:
Ursula Hase (Nach 50 Jahren in 5/20 ausgeschieden),
Bettina Kober (45 Jahre),
Andrea Schulz (35 Jahre)

In Memorandum
Dr. med. Herbert Hartwig (tätig 1966–2002)

Aktuelle Ärzte:
Dr. med. Michael Hartwig (tätig seit 1996)
Dr. med. Johanna Stock (tätig seit 2017)
Dr. med. Enrico Böhning (tätig seit 2020)

Live Region Herbst 2020

Wie messe ich meinen Blutdruck korrekt?

Hoher Blutdruck kann schwere Folgeschäden wie Schlaganfall oder Herzinfarkt nach sich ziehen. Viele Menschen messen daher regelmäßig ihren Blutdruck, um rechtzeitig einen Therapiebedarf zu erkennen oder um ihre Blutdruckmedikamente richtig zu dosieren. Bei der Blutdruckmessung sollten folgende Grundsätze beachtet werden:

  • Hohe Messwerte richtig einschätzen: Es ist völlig normal, dass der Blutdruck im Tagesverlauf schwankt. Sport, Stress, Alkohol oder Kaffee lassen den Blutdruck steigen. Auch die Messung in der Arztpraxis ergibt häufig höhere Werte als zu Hause (die sogenannte Weißkittelhypertonie). Von einer Blutdruckkrise spricht man erst bei Werten über 180/110 mmHg. Viel gefährlicher als einzelne Spitzenwerte sind aber dauerhaft und vor allem auch nachts erhöhte Werte.
  • Messfehler vermeiden: Der Blutdruck sollte in etwa zur gleichen Tageszeit gemessen werden (z.B. immer morgens vor dem Frühstück). Vorher sollte kein Kaffee getrunken werden. Die Messung sollte in einer entspannten Situation, nach ca. 5 Minuten ruhigem Sitzen, erfolgen.
  • Warnzeichen nicht ignorieren: Anzeichen für einen hohen Blutdruck können unter anderem Sehstörungen, Kopfschmerzen, Übelkeit, Luftnot oder Brustschmerzen sein. Bei vielen Menschen treten allerdings auch gar keine Symptome auf, so dass bei diesen Patienten regelmäßige Messungen sehr wichtig sind.

Bei wiederholten Messungen von über 135/80 mmHg, bei den oben genannten Warnzeichen, bei stark schwankenden Werten oder sehr hohen Werten sollte ein Arzt kontaktiert werden. Ihr Arzt wird in der Regel, sofern es sich nicht um eine Blutdruckkrise handelt, zunächst die Diagnose mit Hilfe einer Langzeit-Blutdruckmessung bestätigen und danach bei Bedarf eine Behandlung beginnen.

Weltnierentag am 14. März 2019

Nierengesundheit für Alle!

Am 14. März 2019 ist Weltnierentag. Dieses Jahr steht der Tag unter dem Motto „Nierengesundheit für Alle und Überall“.

Schätzungen zufolge leiden 850 Millionen Menschen weltweit an Nierenerkrankungen aufgrund verschiedenster Ursachen. Chronische Nierenerkrankungen (CKD = Chronic kidney disease) verursachen jährlich mindestens 2,4 Millionen Todesfälle und sind derzeit die sechsthäufigste Todesursache.

Nierenerkrankungen ergeben sich häufig aus den sozialen Bedingungen, unter denen Menschen geboren werden, wachsen, leben, arbeiten und alt werden. Berufsgefahren, Umweltverschmutzung, aber auch Zigarettenrauch sowie sogenannte „Wohlstandskrankheiten“ wie Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Übergewicht, Diabetes und Gicht erhöhen das Risiko enorm.  Nierenerkrankungen sind tückisch, da sie anfangs zumeist keine Symptome zeigen. Sie bleiben daher häufig lange unerkannt und kommen erst zum Vorschein, wenn eventuell schon irreparable Folgeschäden eingetreten

sind. Werden Nierenerkrankungen dagegen rechtzeitig erkannt und behandelt, kann mit einfachen Maßnahmen das Voranschreiten der Krankheit und damit das
Auftreten von schwerwiegenden Folgen verhindert werden.

Selbst eine drohende Dialysepflichtigkeit kann bei entsprechender Therapie häufig noch lange hinausgezögert oder sogar ganz vermieden werden. Gerade gefährdeten Personen, die zu den oben genannten Risikogruppen gehören, wird daher zu Früherkennungsmaßnahmen mit Hilfe von einfachen Urin-, Blut- und Ultraschalluntersuchungen geraten. Wenn der Weltnierentag am 14. März somit möglichst vielen Menschen zum Anlass dient, sich einmal um die Gesundheit ihrer Nieren Gedanken zu machen, hat dieser weltweite Aktionstag seinen Zweck schon erfüllt!

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